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Schweden 1998

Schweden vom 11.07. bis 31.07. 1998

Vetternsee
Abends am Vetternsee

Heute mal kein Tagebuchauszug sondern ein paar Bemerkungen zu Land und Leuten (eher wohl zu den Leuten).

Im Gegensatz zu den Iren, die uns oft von sich aus angesprochen haben, sind die Schweden mehr von zurückhaltender Natur. Während unserer dreiwöchigen Tour ist es wohl nur ein/zweimal vorgekommen, dass wir zuerst angesprochen wurden. Auch wenn es jetzt widersprüchlich klingen mag: Die Schweden sind ein ausgesprochen hilfsbereites Volk. Spricht man einen Schweden an, bittet ihn um etwas oder hat eine Frage, so kann man zu 99% mit einer befriedigenden Auskunft rechnen. Man gewinnt den Eindruck, dass es der Gesprächspartner als persönliche Niederlage auffassen würde, könnte er/sie nicht helfen. Dazu eine kleine Story:

In der kleinen Ortschaft Staffanstorp hatten wir uns gründlich verfranst. Es wollte uns einfach nicht gelingen, die richtige Ausfahrt (laut Tourenbeschreibung nur ein kleiner Weg) zu finden. Nach langem Hin-und Hergesuche entschloss sich Th. endlich zu fragen (schon mal bemerkt, wie ungern Männer fragen? Ich glaube, dass kratzt an ihrem "Unfehlbarkeitsdenken") Jedenfalls fragte er eine ältere Frau, die gerade dabei war, ihr Haus mit weißer Farbe zu streichen. Zuerst versuchte sie es auf der Karte zu erklären. Leider waren wir danach nicht schlauer als vorher und guckten noch immer ratlos in der Gegend rum. Kurzentschlossen ließ die Frau im wahrsten Sinne des Worte ihre Malerbürste fallen und ging auf den Hof. Wenige Augenblicke später stand sie mit einem alten Fahrrad vor uns. Sie zog noch ihre Holzpantienen aus, schwang sich auf ihr quietschendes Rad, winkte uns zu ihr zu folgen und radelte nur mit dicken Socken an den Füßen die nächsten drei Kilometer vor uns her, bis sie uns den richtigen Weg zeigen konnte. Wir bedankten uns noch vielmals und konnten nun endlich unserem Ziel zu radeln.

Mal ganz ehrlich, wer von uns würde wohl seine Arbeit unterbrechen, um irgendwelchen Fremden auf dem Rad vorauszufahren, um ihnen den Weg zu weisen.

Schloss Gripsholm
Schloss Gripsholm

Aber es gab auch Angstmomente in Schweden mit den Schweden. Dazu fällt mir eine Story ein, die ich 1992 erlebte, als ich mich auf meiner ersten großen Fahrradtoaur mit zwei befreundeten Paaren befand.

Da jeder so seinen eigenen Stil hatte, eine längere Etappe zu radeln, konnte es schon mal vorkommen, dass wir uns unterwegs trennten, manchmal absichtlich manchmal auch unabsichtlich. So auch dieses Mal mitten im dichtesten Wald von Schweden. Ich radelte am Schluss, hielt an, um etwas an meinem Gepäck zu richten. Als ich weiterfuhr, um die anderen wieder einzuholen, kam nach der nächsten Kurve eine Kreuzung. Von meiner Truppe weit und breit keine Spur. Sie hatten offensichtlich auch nicht bemerkt, dass ich mal kurz gehalten hatte und waren weitergeradelt. Erst suchte ich mal in der einen Richtung und mal in der anderen. Als alles keinen Erfolg zeigte, beschloss ich mein Glück allein zu versuchen. Ich hatte eine Karte und wusste, wo unser nächster Campingplatz sein sollte. Also stürzte ich mich wild entschlossen auf den nächsten Waldweg, der etwa in meine Richtung führte. Nach ca. 20 km kam ich in einer kleinen Waldsiedlung an, wo ich erst mal meine Verpflegung ergänzte. Vor dem Landhandel-Laden fragte ich einen älteren Mann wie ich weiterfahren müsste, um an mein Ziel zu kommen. Da mein Englisch ausgesprochen lückenhaft ist, kamen wir miteinander nicht so richtig klar. Ich fuhr also weiter und befragte ein Stückchen weiter einen Mann, der gerade seinen Rasen mähte. Der flitzte auch gleich ins Haus und kam mit Zettel und Stift zurück, um mir eine ausführliche Wegskizze zu zeichnen. Weiter ging's. Schon bald hatte ich die nächste feste Straße erreicht. Jetzt brauchte ich nur noch den richtigen Abzweig zu finden. Da bemerkte ich, wie ein Auto hinter mir herschlich. Ein Stückchen weiter überholte es mich, fuhr in den nächsten Seitenweg, ließ mich vorbeifahren, schlich wieder hinterher, überholte, fuhr in den nächsten Seitenweg, ... Das Spielchen wiederholte sich ein paar Mal. Um ganz ehrlich zu sein, mir war nicht ganz wohl in meiner Haut zumal sonst weiter kein Verkehr auf der Straße war. Ok, die Schweden sind ein freundliches Volk, aber schwarze Schafe gibt's bekanntlich überall. Schließlich war schon in der Ferne die nächste stärker befahrene Straße zu sehen. Ich gab "Gas". Das Auto hinter mir überholte erneut, bog auf die größere Straße ein und hielt. Ich bog dem Wegweiser folgend in die gleiche Richtung ein. Die Tür des Autos ging auf und raus stieg der alte Mann vom Landhandel-Laden. Es hatte ihm wohl keine Ruhe gelassen, dass ich ohne ausreichende Hilfe (von dem "Rasenmähermann" wusste er nichts) wieder dort losgefahren war. Er wollte sich unbedingt vergewissern, ob ich auch den richtigen Weg finden würde. Ich war natürlich total sprachlos. Wir winkten uns noch mal zu und dann fuhr er zurück und ich weiter meine Straße. Kurz darauf traf ich wieder auf meinen Trupp und wir fuhren gemeinsam zum Camingplatz.

Jane

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