Convention-Report von der Galileo7-
III-Convention vom 30.-31.10.1999 in Berlin
Am
Samstag klingelte bei uns schon früh um 5.00 Uhr der Wecker,
da wir pünktlich zur Eröffnung der Galileo-Convention in
Berlin sein wollten. Mit lauten Star-Trek-Klängen stimmten wir
uns auf den Tag ein, sicherlich sehr zum Missfallen unserer
Nachbarn.
Im Hotel Estrel angekommen
staunten wir nicht schlecht über die große Zahl der
Trekkies. Schon bald zeigte es sich, dass die Organisatoren mit
diesem Andrang etwas überfordert waren. Immerhin wurden an
beiden Tagen knapp 2000 Karten verkauft, soviel wie noch auf keiner
anderen Galileo-Con zuvor. Es ging damit los, dass wir inmitten der
erwartungsfroh gestimmten Fans ca. 45 Minuten warten mussten, bevor
sich eine Saaltür endlich für uns öffnete.
Für uns die Gelegenheit, uns ein bisschen umzusehen. Neben
den üblichen Starfleet-Uniformen waren besonders die Klingonen
sehr zahlreich vertreten. Schon seltener sah man Vulkanier und
Romulaner. Auch Vertreter des Babylon-5-Universums hatten sich
eingefunden. Einige Aliens konnten wir überhaupt nicht
einordnen, z.B. ein grünhäutiges Wesen mit vorspringender
Stirn, das ab und an gräßliche Schreie ausstieß.
Wir selber waren übrigens in ST-Voyager-Uniformen
angereist.
Nach der Öffnung des
Saales dauerte es noch einmal ca. 30 min, bis alle ihre Plätze
gefunden hatten. Damit war der Zeitplan erst mal gehörig
durcheinander gewirbelt worden. Es sollte jedoch nicht die einzige
Verzögerung bleiben.
Und schon bin ich beim Thema
Autogramme. Wenn es um Autogramme geht, kommen bei den meisten Fans
offenbar die Instinkte aus der Zeit der Jäger und Sammler zum
Vorschein. (Auch bei uns! Wir haben zwei(!) Autogramme von William
Shatner ergattert (J). Wenn 2000 Leute von jedem Schauspieler
mindestens ein Autogramm haben wollen, natürlich mit
persönlicher Widmung und möglichst noch einem
Schnappschuss, dann ist das Chaos bei dem vollgepackten Programm
auch bei noch so perfekter Organisation vorprogrammiert. Schade,
dass dadurch der eigentliche Gedanke der Cons, nämlich das
Feiern der Stars und der gegenseitige Austausch, in Berlin ein
wenig zu kurz gekommen ist. Ein Beispiel: Der Kostümwettbewerb
musste aus Zeitgründen von Samstag auf den Sonntag verlegt
werden. Ob er am Sonntag stattfand? Wir wissen es nicht, denn als
der Wettbewerb stattfinden sollte, befanden wir uns - richtig
geraten- zusammen mit ca. der Hälfte der Besucher in einer
Schlange, die nach Autogrammen von Takei, Hertzler, Shimerman,
O'Reilly, Chase Masterson und Grodenchik anstand. Oder was soll man
davon halten, dass während des zweiten Panels von George Takei
die Durchsage kam, dass Shatner Autogramme gibt. Es war bestimmt
nicht angenehm für den Schauspieler, als daraufhin viele Fans
den Saal verließen, um sich die Unterschrift zu holen. Zum
Glück trug George Takei es mit Humor.
Aber genug gemeckert. Wo
viel Schatten ist, ist auch viel Licht. Highlights gab es in Berlin
jede Menge. Die Stimmung unter den Fans war insgesamt
großartig, was natürlich vor allem an den herausragenden
Leistungen der Stars lag. Es war schon toll, mitzuerleben, wie es
die Schauspieler verstanden, mit wenigen Mitteln einen Riesensaal
in ihren Bann zu schlagen, trotz fehlender Englischkenntnisse bei
einem Großteil des Publikums, aber die Sprachbarriere
überwanden die Gaststars mit ihrer Ausstrahlung mühelos.
Und nun ein paar Worte zu den einzelnen Auftritten:
George Takei:
Der sympatische, immer
bescheiden und natürlich wirkende Schauspieler erzählte
ein paar lustige Begebenheiten, die er bei der Anreise zu
früheren Conventions hatte. Besonderen Beifall erntete er
während seines zweiten Auftrittes, als er erklärte, nicht
die Verantwortlichen bei Paramount Pictures sondern "you are my
bosses". Als ehemaliger Student der Architektur interessiert er
sich sehr für die Architektur der neuen Bauten in Berlin.
Armin Shimerman:
Wirkte etwas
zurückgenommen und sachlich. Shimerman erzählte nicht
groß sondern kam gleich zu den "Questions", auf die er
geduldig antwortete. Der Trailer vor seinem Auftritt war "Weil ich
ein Mädchen bin", womit auf eine bekannte Ferengi-Episode
angespielt wurde, in der er seine "Moogie" vertreten musste.
J.G.Hertzler und Robert O`Reilly
Was für ein Erlebnis,
als die beiden, von einer Horde Klingonen und Jem Hardar
eskortiert, zu den Klängen von "Born to be wild" auf die
Bühne kamen. Das kann man nicht schildern. Man muss dabei
gewesen sein.Neben komödiantischen Einlagen gab J.G. auch eine
Kostprobe seines großen Könnens als
Shakespeare-Interpret zum Besten. O`Reilly ergänzte sich prima
mit J.G.. Es machte einen Riesenspaß, zu sehen, wie sich die
beiden die Bälle gegenseitig zuspielten. Die etwas indiskrete
Frage, welche Art von Sex sie bevorzugen "human or klingon"
beantworteten J.G. und O´Reilly in echt klingonischer Manier,
indem sie sich auf den fürwitzigen Fragesteller
stürzten.
Chase Masterson und Max Grodenchik:
Chase plauderte munter
drauflos. Unter anderem erzählte sie, dass sie in den USA eine
eigene TV-Talk-Show macht. Zusammen mit Max gab sie eine
Tanzeinlage. Max zeigte sich völlig anders als die von ihm
verkörperte Figur des Rom. Er war witzig, geistreich, ein
Vollblutkomiker. Von den Zuschauern wurde er mit "Moogie,
Moogie"-Rufen begrüßt. Offensichtlich bereitete es Max
Mühe, ohne sein Filmgebiss nach seiner Ferengi-Mutter zu
rufen. Schließlich brachte er aber doch ein tiefes
langgezogenes "Moooogieee" heraus und wurde dafür von den Fans
mit großem Beifall belohnt.
William Shatner:
Für "Captain Kirk" gab
es stürmischen Applaus und Standing Ovations, ein Empfang, der
ihm sichtlich wohltat. Sein Auftritt war souverän und locker.
Shatner verstand es, den Funken von sich zum Publikum
überspringen zu lassen.Während seines ersten Panels am
Samstag erzählte er unter anderem einige Anekdoten von "Pille"
und äußerte sich zur Zukunft der Star-TrekVisionen. Nach
der von ihm gegründeten Nerine-Shatner-Stiftung gefragt sprach
er am Sonntag zum ersten Mal in einem derartigen Rahmen über
den Tod seiner Frau. Shatner wusste erst nicht, ob er
überhaupt in der Lage sein würde, an der Convention
teilzunehmen, aber er betrachtet den Kontakt zu den Fans als Teil
des Genesungsprozesses, der ihn aus seiner tiefen Trauer wieder ins
normale Leben zurückführen soll.
Klar, dass es auch hier
herzlichen Beifall gab.
Avery Brooks:
Der Applaus für Avery
Brooks, als er die Bühne betrat, war womöglich noch
stürmischer als der für Shatner. Die Ausstrahlung von
Avery ist unglaublich. Ich hatte den Eindruck von kaum
gebändigtem Temperament, das unter der Oberfläche
brodelt. Ganz Captain dirigierte Brooks den Saal nach Belieben und
hatte alles unter Kontrolle. Immer wieder suchte und fand er den
persönlichen Kontakt mit seinen Fans, schüttelte
Hände und holte Leute auf die Bühne.
Höhepunkt in diesem Zusammenhang war sicherlich der Auftritt
eines 6-jährigen Jungen, der Brooks eine Mappe mit
selbstgemalten Bildern überreichte und von Brooks herzlich
umarmt wurde. Leute, die mit irgendwelchen Tricks an Brooks
heranzukommen versuchten, nur um ein Autogramm oder Foto
abzustauben, hatten bei ihm allerdings keine Chance. Auf die Bitte
eines weiblichen Fans, ihr ein Autogramm zu geben, da sie heute
Geburtstag hätte, fragte er in den Saal: "Wer hat heute noch
alles Geburtstag?". Hunderte von Händen reckten sich nach
oben. Damit war der Fall erledigt. Avery stammt aus einer sehr
musikalischen Familie und ist selbst ein hervorragender
Jazz-Sänger. Das stellte er unter Beweis, als er zum Abschluss
seines Auftrittes einen Blues sang.
Außerdem gab es noch
Auftritte von Lolita Fatjo (arbeitet hinter den Kulissen von
ST-Voyager), Richard Arnold (der ST-Experte), und Claudia Christian
(Susan Ivanova). Sorry, Babylon-5-Fans, von Claudias Auftritt
bekamen wir leider nicht viel mit.
Ein weiteres Highlight
für uns als Voyager-Fans war auch, dass am Sontag in den
Pausen Ausschnitte aus der amerikanischen Ausstrahlung von
Voyager-Folgen der 5. Season gezeigt wurden, und wir die
Originalstimmen der Schauspieler hören konnten.
Die Cloosing-Zeremonie
vereinte dann noch einmal alle Schauspieler und hinter den Kulissen
mitwirkende auf der Bühne. Besonderen Beifall gab es, als
einem UNICEF-Mitarbeiter ein Scheck über 35000 Mark
überreicht werden konnte. In einer Schweigeminute ehrten die
Fans "Pille", während auf der großen Leinwand noch
einmal Szenen aus ST-Episoden und Filmen mit ihm gezeigt wurden. Es
war sehr ergreifend.
Sturek
Nachtrag:
Als ich einem Verwandten von
unserem Besuch der GalileoCon erzählte und den Namen Capt.
Kirk erwähnte, meinte dieser: "Ach ja, das war doch der mit
den großen Ohren."
Original-Ton meines Bruders,
dem ich ebenfalls von unserer Begegnung mit Capt. Kirk berichtete:
"Ja klar doch, der mit der Glatze."